Wie funktioniert Dammkultur?
Dammkultur bedeutet den Landbau vom Boden her zu gestalten. Ziel ist es, Böden aufzubauen. In der traditionellen Dammkultur gilt es daher Bodenleben zu fördern, dass sich Pflanzengesundheit und Erträge nachhaltig steigern. Mit dem Dammgerät werden die Schichten der Erde belüftet, nicht stark gewendet oder vermischt – gemäß der alten Bauernweisheit: „Der Boden soll so wenig wie möglich bewegt werden, aber so viel wie nötig“. In der Turiel-Dammkultur wird gänzlich auf mechanische Bodenzerkleinerung oder Rückverfestigung verzichtet. Bodenaggregate bleiben intakt und erodieren nicht. Stattdessen werden lockere Dämme mit schmalen Grindeln gezogen. Mit dieser Vorgehensweise ist die Verschlämmungs- und Erosionsgefahr stark gemindert. Auch bei starken Niederschlägen kann der Boden „atmen“ - ideale Bedingungen für das Wurzelwachstum der Kulturpflanze, die dadurch Nährstoffe und Wasser besser aufnehmen und speichern kann. Bei Trockenheit behält der Damm mehr Wasser, obwohl die Erdoberfläche im Vergleich zum Flachanbau größer ist.
Zum Einen ist die Taubildung wegen der größeren Oberfläche gesteigert, zum Anderen hat das Bodenleben mit seinen Mikroorganismen die Eigenschaft, Wasser anzuziehen. Ein poröser Boden ist daher die Voraussetzung um mit wenig Niederschlag gute Erträge zu erwirtschaften. Die trockene Bodenschicht, die nach der Dammpflege auf dem Dammkern liegt, kann als Mulchschicht verstanden werden, die eine Unterbrechung zu den Kapillaren bildet. Sie ist bei Trockenheit ein Verdunstungsschutz und wird bei Niederschlag sofort wieder von Lebewesen und Wurzeln belebt.
In einem lockeren porösen Boden, in dem Bodenlebewesen und Wurzeln eine intensivere Entwicklung machen können, werden ausgewaschene Nährstoffe, die der Kulturpflanze unzugänglich waren, wieder verfügbar gemacht. Wurzelunkräuter, wie Distel und Ampfer, die zuvor als einzige Pflanze Zugang zu dieser Energiequelle hatten, stehen in Konkurrenz zu der Kulturpflanze und verschwinden nach kurzer Zeit, auch ohne mechanischer Bekämpfung.
Sonneneinstrahlung
Durch die vergrößerte Oberfläche am Damm, treffen Sonnenstrahlen in einer veränderten Intensität auf den Boden. Unterschiede in der Sonneneinstrahlung und Beschattung erzeugen ein besonderes Mikroklima.
Mikroklima/Lungensystem
Die Form der Dämme lässt einen Tal- und Bergwind entstehen. Tagsüber steigt die erwärmte Luft von der Furche bis zur Dammspitze, nachts sinkt die abgekühlte Luft in die Furche. Der Luftzug zur Dammspitze erweitert sich bei einer wachsenden Kultur bis an die Blätter und fördert die Kohlendioxidaufnahme. Der Luftaustausch findet bei lockeren Dämmen auch in der Erde statt – davon profitieren Wurzeln, Mikroorganismen und Pilze.
Wasserhaushalt
Bei aufgehäuften Dämmen steigt das Wasser bis in den Dammkern und ist von der lockeren Erdschicht wie ein Mulch bedeckt. Die poröse Bodenstruktur und die Dammpflege verhindern Verdunstung und führen zu einer deutlich verbesserten Wasserspeicherung in Trockenperioden und einer höheren Aufnahmekapazität bei viel Niederschlag.
Anbau- Vorgehensweise
Haferanbau von der Vorbereitung bis zur Ernte.
Stoppelbearbeitung auf 4,2m Arbeitsbreite. Bei dem Turiel-Schar hat der Boden lange Zeit zu brechen und geht an der natürlichen Bruchkante auf. Ziel ist eine Durchmischung mit möglichst wenig Schaden am Boden.
1. Bodenbearbeitung
Bei der Umstellung von konventionellen Methoden auf die Turiel-Dammkultur wird der Boden mit eigens entwickelten multifunktionalen Werkzeugen angehoben, gelockert und auf Dämme gelegt. Dabei werden verdichtete Erdklumpen, ohne Porosität und Durchwurzelung, an die Oberfläche befördert. Sie werden nach einer Phase der Austrocknung und des Feuchtwerdens durch Mikroorganismen und Wurzeln wieder erschlossen. Weil grobe Kluten auf natürliche Weise gar werden, anstatt mechanisch zerkleinert zu werden, bleiben sie in Ihrer Struktur stabil und bereiten in zukünftigen Bodenbearbeitungen weniger Arbeit. Darauffolgende Arbeitsgänge erfordern somit von Jahr zu Jahr schrittweise weniger Energie. Bei schweren Böden kann der geringere Arbeitsaufwand schon im zweiten Jahr, wegen des Bodenaufbaus, deutlich zu spüren sein. Wurzelunkräuter wie Distel, Quecke und Ampfer verschwinden von selbst, wenn der Boden wieder in diese natürliche Gare geht.
2. Aussaat
Das Dammkultur-System erfordert einen aufgebauten Säkasten jeglichen Typs auf dem Dammgerät. Mechanische sowie pneumatische Sämaschinen können mit wenig Aufwand auf den Rahmen aufgebaut werden. Die Grundausstattung unseres Multi-Rahmens beinhaltet spezielle Säschare. Die Schläuche des aufgebauten Säkastens werden in die einzelnen Säschare eingesteckt (1- 4 Schläuche pro Säschar). Dies ermöglicht eine präzise Saat auf den Dämmen. Das Saatgut kann bis auf die doppelte Saattiefe abgelegt werden, wie in der herkömmlichen Anbauweise. Variationen in der Tiefe und Saatgutmenge hängen dann wiederum vom Anbauzeitpunkt ab. Dammbreiten ab 60cm bis 90cm ermöglichen die Saat einer Doppelreihe im Gemüse- und Ackerbau. Auf der Seite Sätechnik gibt es mehr Informationen zum Umbau von Sämaschinen für die Dammkultur.
Aussat auf 4,2m Arbeitsbreite. Mit den Turiel Säscharen wird das Korn in den Damm abgelegt. In dem gleichen Arbeitsgang wird erneut Erde auf den Damm gehäufelt und abschließend mit der Kette abgeschleppt.
Die Hackwerkzeuge werden durch das Dammtal exakt geführt und können sogar Distelpflanzen samt Wurzel entfernen.
3. Pflege
Bei der Bodenbearbeitung und Saat werden durch die schmalen Schare Rillen in die Furchen der Dämme gezogen. Bei der Pflege wird mit den Scharen in einer ähnlichen Tiefe gearbeitet, wie bei der Saat. Die schmalen Schare lenken das Gerät und ermöglichen eine präzise Führung, unabhängig von der Geschwindigkeit. Steuerungs-Technik für den Trecker oder die Hackwerkzeuge sind bei der Pflege daher überflüssig. Unsere Hackwerkzeuge brechen die Kruste des Bodens auf, unterbrechen die Kapillarität und entfernen unerwünschte Beikräuter mithilfe dieser Führung bis in die Reihe. Die Bauart der Maschine ist auf eine schonende Bearbeitung des Bodens ausgelegt. Grindel und Schare sind so geformt, dass sie möglichst wenig Kontakt mit dem Boden haben. Die Erde hat Zeit zu brechen - das verringert den Verschleiß und reduziert die Zerstörung der Bodenstruktur.
4. Ernte
Die Ernte auf Dämmen erfolgt wie im Flachanbau. Weil die Dämme locker sind, werden sie von Erntemaschinen eingedrückt. Unebenheiten sind kaum zu spüren, daher kann auch schräg zu den Dämmen gedroschen oder geerntet werden. Die Strohbergung funktioniert am Damm genauso wie im Flachanbau. Der Strohverlust im Fall, dass das Stroh gewendet werden muss, wird durch die höhere Strohmasse in der Dammkultur kompensiert. Wegen der besseren Nährstoff - und Kohlendioxidaufnahme gibt es in der Dammkultur keinen Halmbruch – auch bei starken Stürmen geht das Getreide nicht so schnell ins Lager, sondern neigt sich, sodass es trotzdem gut geerntet werden kann.
Welcher Damm ist für mich der Richtige?
Unsere Dammsysteme mit 60/90 oder 75cm breiten Dämmen sind beide für Gemüse und Ackerbaukulturen geeignet. Mit den Turiel-Säscharen ist auf allen Dammbreiten ein Einzel-, Doppelreihe oder Bandsaat möglich. Einzelkornsaaten bei Mais oder Sonnenblumen empfehlen wir dem 60er oder 75er Damm. Bei Feinsämereien kann widerum individuell entschieden werden, ob ein 60er, 75er oder 90er Damm mit einer Einzel- oder Doppelreihe den Ansprüchen entspricht. Eine Einzelkornsämaschine wird mit den Turiel-Grindeln bestückt, damit eine exakte Führung bei der Saat gewährleistet wird. Das gleiche gilt für Gemüsesmaschinen oder Kartoffellegemaschinen. Die anschließende Pflege kann mit einem der Turiel-Rahmen erledigt werden.