Es gibt ein Effektivitätsproblem in der Landwirtschaft. Betriebe und Maschinen werden immer größer, "effizienter" und spezialisierter. Viel Kapital und Technologie, Wenig was am Ende übrigbleibt.
Wir gehen einen anderen Weg. Mehr Vielfalt durch modulare Technik und ein Anbausystem, das mit einfachen Werkzeugen funktioniert und einen gesunden Boden für nachhaltig gute Erträge schafft. Arbeitsbreiten, die Sinn machen, für Mensch und Natur.
Landwirten wurde über die letzten Jahrzehnte Rahmenbedingungen von der Politik gegeben, die einen Weg aufzeigen: wachsen, oder weichen. Die Konsequenz ist das Höfesterben, die Vergrößerung der übrigen Betriebe und deren zunehmende Verschuldung. Die Landtechnik-Branche ist den gleichen Weg gegangen, wie die Politik. Größere Maschinen und Technologien, die höhere Investitionen erfordern und Abhängigkeiten schaffen. Große Arbeitsbreiten sollen vermitteln, dass durch eine höhere Flächenleistung auch eine bessere Wirtschaftlichkeit entsteht.
Durch diese Denkweise sind wir in der Landwirtschaft an einen Punkt gekommen, wo Bauern zu Entscheidungen gebracht werden, die oft im Wiederspruch zu einem „artgerechten“ Arbeitsumfeld aber auch zu zerstörten Böden und Missernten führen. Aus unserer Erfahrung, durch die Beratung mit vielen Betrieben im Ökolandbau und der konventionellen Landwirtschaft, sehen wir eine direkte Verbindung zwischen einem profitorientierten Anbauplan – der in der Regel durch zu hohe Investitionen entsteht, getrieben durch Politik und Agrarlobby – und einer Verarmung des Bodenlebens. Geld mit der Landwirtschaft zu verdienen ist nichts Falsches, jedoch so, wie es in den Schulen und Agrar-Medien gelehrt wird, einseitig und kostenintensiv und für Boden und Mensch nicht nachhaltig. Es heißt, erst ab 80 Hektar kann ein Betrieb wirtschaftlich sein, nur mit wenigen gut bezahlten Marktfrüchten kann Geld verdient werden und man muss einen großen Schlepper haben, um große Maschinen ziehen zu können.
Diese Einstellung begegnet uns als Landmaschinenhersteller und Berater immer wieder. Es wird gesagt, Betriebsgrößen von 250 Hektar können nur mit großen Maschinen, ab Arbeitsbreiten von 6 m aufwärts bewirtschaftet werden und es gäbe keine Arbeitskräfte, um sich die Arbeit zu teilen. Die Konsequenz ist, Schlepper von 300 PS oder mehr müssen her, bei Kaufpreisen jenseits der 200 tausend Euro. Wie wir wissen, ist da bei den Investitionskosten noch lange nicht Schluss, denn bei herkömmlichen Anbausystemen müssen dann noch Grubber/Scheibenegge, Sämaschinen-Kombination, Pflug/Fräse, Walzen, Striegel/Hackmaschine oder Spritzen und Düngerstreuer etc. angeschafft werden. Auch bei sogenannten regenerativ wirtschaftenden Betrieben sind die Investitionskosten entgegen der Vermutung, durch die Vielzahl an zusätzlichen Betriebsmitteln, trotz reduzierter Bodenbearbeitung, erstaunlich hoch.
Das Problem mit großen Landmaschinen ist nicht nur der Preis. Weil diese in der Regel hydraulisch zusammengeklappt werden, müssen Sie besonders massiv konstruiert werden. Ihr Eigengewicht pro Meter Arbeitsbreite ist wesentlich höher, gegenüber kleineren Maschinen. Dazu kommt, dass die Zugmaschine dementsprechend mehr Gewicht haben muss. Ein Gespann für die Bodenbearbeitung von 6m wiegt schnell über 15 Tonnen. Soll auf dieser Breite eine Grundbodenbearbeitung auf mehr als 15cm Tiefe erfolgen, steigt der Gewichts- und Kraftbedarf unproportional zu dem, was eigentlich erreicht werden soll. Diese Gewichtsdimensionen sind für den Boden fatal. Er wird verdichtet, nur um dann wieder mit viel Eisen und Diesel klein gemacht zu werden. Oder Sie werden nur noch „minimal“ bearbeitet, was zu Ertragsdepressionen und Wurzelunkräutern führt.
Eins kommt zum Anderen. Mehr Fläche führt zu größeren Maschinen, führt zu größeren Kosten, einer höheren Belastung für den Boden, schlechten Erträgen und letztlich dem Druck, zusätzliche Fläche zu pachten, um die teure Technik auszulasten.
Wie entkommt man diesem Teufelskreis? Unsere Kunden machen es vor. Sie können eine vielfältige Fruchtfolge mit ein bis zwei leichten Turiel-Dammgeräten umsetzen. Weil auch weniger lukrative Früchte höhere Erträge erzielen, sind Sie nicht gezwungen, mit dem Boden rücksichtslos umzugehen. Ein Bio-Ackerbaubetrieb mit 130 ha kann mit einer Investition von ca. 35 tausend Euro für zwei Dammgeräte mit einer Arbeitsbreite von 4,5m auskommen. Nach ein paar Jahren Turiel-Dammkultur, wenn sich die Böden aufgebaut haben, kann die Grundbodenbearbeitung schon mit einem ca. 100-PS-Schlepper auf 3,6 m Breite erledigt werden. Mit noch weniger PS kann die Saat und Pflege dann auf 4,5m erfolgen. Immer mehr Ackerbaubetriebe steigen dazu langsam in den Anbau von Hackfrüchten und den Feldgemüsebau ein, weil dafür keine zusätzlichen Investitionen in Maschinen notwendig sind. Damit wird die Wirtschaftlichkeit und gleichzeitig auch die Vielfalt auch dem Acker erhöht. Die Möglichkeit, die eigene Kulturen direkt zu vermarkten ist zu dem auch eine Absicherung für eine Unabhängigkeit von dem Agrarmarkt. Zwar werden für den Einsatz von zwei kleineren Maschinen auch zwei Treckerfahrer benötigt, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man einen zweiten vollausgebildeten Landwirt einstellen muss. Betriebshelfer, motivierte Lehrlinge oder Hobby-Landwirte, die Freude haben an Stoßzeiten die Landwirtschaft zu unterstützen, gibt es zum Glück. Der soziale Faktor ist nicht zu unterschätzen, denn viele Landwirte arbeiten zum Großteil allein – nicht zuletzt, wegen den Finanziellen Zwängen, die sich aus dem beschriebenen Teufelskreis ergeben.
Die Agritechnica 2023 hat mal wieder eins gezeigt – wer Eindruck machen will, muss groß sein. Anhand eines kleinen Beispiels kann man sehen, dass Größe auch ein Nachteil sein kann:
Landwirt A hat einen 200 PS Schlepper und große Landmaschinen gekauft. Damit hat er eine große Flächenleistung bei der Bodenbearbeitung und der Saat und kann alles allein erledigen. Er muss jedoch immer ein passendes Zeitfenster haben, denn er hat viel Fläche gepachtet, um die Technik auszulasten.
Landwirt B hat auch 200 PS auf seinem Hof stehen, aber aufgeteilt auf zwei Traktoren, zum Beispiel einmal 80 PS und 120 PS. Zwar kann der Landwirt so nur kleinere Maschinen verwenden, schafft aber mit der gleichen PS-Zahl mehr Fläche, weil er zwei Maschinen gleichzeitig im Einsatz haben kann. Mit den leichten Maschinen schont er dabei den Boden und seinen Geldbeutel.
Landwirt B ist durch seine Diversifizierung flexibel und kann immer zum richtigen Zeitpunkt auf den Acker fahren, weil er weiß; Wenn es drauf ankommt, kann er in kurzer Zeit mehr schaffen, oder zwei unterschiedliche Arbeiten wie Hacken und Säen gleichzeitig erledigen. Landwirt A muss seine Maschine immer voll auslasten. Das verursacht einen finanziellen und auch psychischen Druck, der sich letztendlich auch auf den Boden auswirkt, wenn er unter suboptimalen Bedingungen bearbeitet wird.
Versucht man die Dammkultur „in groß“ umzusetzen, besteht die Gefahr, die gleichen Probleme wie in der herkömmlichen Landwirtschaft (kaputte Böden, Unkrautproblematiken etc.) zu bekommen. Es wird in den gleichen Denkmustern gedacht, wie ohne Dammkultur. Rückblickend konnten wir diese Entwicklung in Vergangenheit auch bei einigen unserer Kunden beobachten – zum Glück nur bei Wenigen.
Unserer Meinung nach sollte ein Schlepper um die 5 Tonnen wiegen, damit der Boden mit der Belastung klarkommt und sich langfristig aufbauen kann. Die Dammkultur, wie wir sie beraten, ist ein Gesamtkonzept, mit dem viele der Probleme in der heutigen Landwirtschaft überwunden werden können. Wir sind sehr froh darüber, dass es immer mehr Betriebe gibt, die dieses Potenzial erkennen und entsprechend der Betriebsausrichtung ausschöpfen und damit Mehr schaffen, mit Weniger. Die Zukunft sehen wir besonders bei den kleinen und mittleren Betriebsgrößen, wobei es auch möglich ist unser Anbausystem auf größeren Betrieben umzusetzen, wenn ein Umdenken stattfindet.
Turiel-Multi-Rahmen 1,5-2,25m, SoLaWi Große Erde
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